Irgendwie wolle ich schon immer mal trommeln. Aber es mus halt der richtige Anlass kommen. Ich hatte bislang immer gedacht, dass ich ein eher arhythmisch bin. Naja, wie das so ist mit den Glaubenssätzen über sich selbst. Dann habe ich mir doch mal einen Schubs gegeben und mich für ein Djembe Schnupperwochenende angemeldet und – es ging besser als ich dachte, wie man auf diesem Video sehen kann.
Dann musste natürlich eine eigene Trommel her. Die Erwerbsgeschichte ist ganz lustig, deshlab erzähle ich sie hier mal:
Die Trommelei auf dem Tisch hat nun ein Ende. Die nachbarschaftsfreundliche Trommelübungsmethode ist auf die Dauer doch recht langweilig. Jetzt kann der Bass der Djembe so richtig dröhnen. Arme Nachbarn …
Die Menschen sind schon vielfältig. Ich habe die Djembe in einer lokalen Kleinanzeige gefunden. „Djembe an Freund günstig abzugeben.“ Kein Preis.
Hm, dachte ich, ob der wohl mich meint? Ich habe also angerufen und nachgefragt, vor allem wollte ich den Preis wissen. Er wollte aber erst wissen, ob ich kleine Kinder habe oder Haustiere. Die Djembe wollte er nur in gute Hände geben und nach seiner Erfahrung leiden Trommeln in Haushalten mit kleinen Kindern und Katzen sehr: „Die Krallen, verstehst Du, die Krallen sind der Tod für jedes Trommelfell und eine heiße Tasse Kakao verträgt es auch nicht.“
Hm?!? Ich fragte nochmal nach dem Preis – er: Der Preis sei nicht so wichtig, in gute Hände müsse die Djembe. Ob ich denn eigentlich spielen könne. Ich sagt, dass ich erst vor kurzen meine Neigung dazu entdeckt habe, aber sehr enthusiastisch dabei bin und gerne meine eigene Trommel hätte – Ja, meinte er, ohne eigene Trommel, könne man das Metaphysische des Trommelns, den eigentlichen Kern nicht erkennen. Man gehe eine Verbindung ein, mit der Trommel, deshalb müsse sie ja unbedingt in gute Hände. Er müsse sich „umständehalber“ (mit geheimnisvoll tiefen Unterton gesprochen) davon trennen. Ich glaube, er wollte, dass ich nachfrage.
Habe ich aber nicht gemacht, sondern stattdessen versichert, dass meine Kinder schon 17 Jahre alt sind und sowieso keinen Kakao trinken, und wenn sie es täten, dann nicht in meinem Zimmer, wo die Djembe stehen wird. Unseren Kater, der eh‘ im Freien lebt und das Haus nur ganz selten betritt, habe ich lieber nicht mehr erwähnt. Er hat nicht danach gefragt.
Auf meinen dritten Versuch nach dem Preis zu fragen, antwortet er mit einer Gegenfrage: „Wieviel kann Du geben?“ Gemein! Hm, wieviele kann ich geben – woran orientiert?
Ich dachte, wenn gute Hände wichtig sind, dann biete ich mal gute Hände (die Zusage sie Trommel sehr, sehr gut zu behandeln und sie nicht einfach weiterzugeben) und 100 EUR.
„Das ist ein Wort“, sagte er und „ich lege noch Zubehör dazu.“ Eine nagelneue Tasche nebst Band und Haube.
Außerdem wollte er sie selbst vorbeibringen, damit er sehe könne, wo seine Djembe ist.
Autsch dachte ich, der Kater …
Der hatte heute aber eine andere Verabredung und war nicht im Vorgarten wir sonst immer, wenn jemand kommt. Wahrscheinlich, wollte der, dass ich in Ruhe eine innere Verbindung zu meiner neuen Trommeln aufnehmen kann. Die Übergabe hat sich dann als schnell und problemlos gezeigt. Ich hatte den Eindruck, dass es ihm fast peinlich war, die 100 EUR zu nehmen; naja, das kann aber auch nur meine Wahrnehmung sein …
Ich habe dann gleich die Nachbarschaft mit der neuen Seele in unserer Gegend vertraut gemacht.