Möglichkeiten und Grenzen der Lesefreuden auf elektronischen Geräten.
[dropcap]S[/dropcap]eit vielen Jahren schon Zeit-Abonnent habe ich nun, seit kurz vor Ostern Besitzer eine iPads, die Zeit nun auch elektronisch abonniert. Für einen kleinen Betrag kann man als Abonnent zusätzlich die Zeit über eine ein App für iPhone und iPad auch elektronisch lesen. Das hat bei uns, besondern am Wochenende zum Familienfrieden beigetragen. Ja, mit dem Leseempfehlungen aus Philiea’s Zeitungsfrühstück, konnte ich ein paar Tage nach dem Erscheinen der Zeit schon mnachen Artikel elektronisch lesen. Jetzt können zwei Personen sofort nach erscheinen den gleichen Artikel gleichzeitig lesen. Die Eine auf Papier, der Andere auf dem iPad – praktisch.
Was gibt es sonst noch zu berichten von der elektronischen Version? Nun, sie lässt sch leicht mitnehmen. Da die jeweiligeAusgabe (incl. Magazin) vollständig heruntergeladen wird, kann sie leicht offline gelesen werden. Außerdem ist das Gerät transportabel und vor allem wesentlich handlicher. Das erlaubt die Zeit fast überall zu lesen. Beim Arzt zum Beispiel, oder in anderen Wartebereichen – die dort feil gebotenen Zeitungen und Zeitschriften empfinde ich ja eher als Beleidigung auf meine Lesefähigkeit …
Ein paar zusätzliche Funktionen, machen die elektronische Version zu einem besonderen Spaß. So kann man sich die lesenswerte Kolumne von Harald Martenstein auch ihm selbst vorlesen lassen – ein zusätzlicher Genuss. Auch gibt es hin und wieder – es könnte öfter sein! – verweise auf anderen Quellen (Texte, Audios, Videos), die leicht durch tippen auf die verweise erreicht werden können.
Anordnung der Artikel und Navigation erfolgt sehr intuitiv. Ich habe mich schnell zurecht gefunden. Die Lesezeichenverwaltung ist gewöhnungsbedürftig und erfolgt leider nicht Ausgaben übergreifend. Auch die Suche ist leider nur innerhalb einer Ausgabe möglich, und die eine Archivierung einzelner Beiträge scheint auch nicht möglich zu sein. Aber da gibt es ja noch Zeit-Online – hier kann man die Artikel auch kommentieren.
Wünschenswert wäre noch eine bessere Verzahnung des Zeit-Online- und App-Zeit-Angebotes. Zwei Apps fürs iPad müssen nicht sein. Übrigens gilt das elektronische Zeitabo sowohl für iPad als auch für iPhone, so dass die Zeit tatsächlich von drei Personen gleichzeitig gelesen werden könnte. Allerdings wäre das bei dem Format dann doch recht mühsam.
[dropcap]G[/dropcap]anz anders verhält es sich übrigens mit den ebooks. Ich hab es versucht auch mal ein „Buch“ auf dem iPad zu lesen. Das ist ja so gar nicht meins. Mit dem Buch verbinde ich nach wie vor sensorisch etwas ganz anderes: Haptik, Geruch, der Druck und Typographie. Mehr noch: Anlesen, Querlesen und Parallellesen kann ich mir mit einem iPad gar nicht vorstellen. Beides, die Sensorik und die Lesemodi gehören ganz wesentlich zu meiner Lesekultur.
Dazu kommt, dass Arbeiten und damit Lesen und Schreiben für mich ganz entscheidend auch vom Raum abhängt – und das ist eben nicht ein Raum voller technischer Geräte, CDs und DVDs, sondern ein Rau, mit Regalen und Büchern.
Insofern ist die kürzlich in der Version 2.0 erschienene DVD mit 2900 eBooks in verschiedenen Formaten eben keine Bibliothek, nicht mal eine Sammlung von Texten der Weltliteratur, sonder allenfalls eine Versammlung von Texten, die inzwischen rechtefrei publiziert werden dürfen.
Eine Bibliothek hingegen ist, wie es Umberto Eco seinen Reflexionen über Bibliophilie (in:Eco, Die Kunst des Bücherliebens, Hansa 2009) nicht nur ein Ort, an dem Bücher Versammelt werden und der sich mithilfe von iPad und ähnlich Geräten dramatisch miniaturisieren lässt. Vielmehr ist die Bibliothek mehr als die Summe der dort versammelt Bücher, sie ist ein lebendiger Ort eine Sammlung eine mit den Geist des Büchersammler verbundener Ort die dreidimensionale Erweiterung der Gedankenwelt ihres Besitzers. Die darüber hinaus nicht nur abbildet, sondern die Gedankenwelt auch weiterentwickelt (wie das sein kann, entwickelt Eco im genannten, sehr lesenswerten Essay, ich komme darauf zurück). Das bietet eine von anderen zusammengestellte Versammlung von Texte auf CD oder DVD ganz sicher nicht.
Ich hab auch noch keinen eReader, lieber Gregor, muss aber sagen, nachdem ich mal bei einem Freund ein bisschen damit herumgespielt habe, dass es sich damit deutlich angenehmer liest als mit einem iPad. Vermutlich, weil man nicht so „angeleuchtet“ wird, das ist mir mit meinen etwas zu empfindlichen Augen sehr lieb. Doch bei aller Lesefreundlichkeit bin ich noch immer nicht ganz überzeugt. Einzig das Argument, dass man eine wahre Bibliothek ganz leicht im Reisegepäck, ja gar in der Handtasche transportieren kann, lässt mich weiterhin über einen Kauf nachdenken. Zumindest jedes Mal kurz vor einer Reise ; )
Hmh, ja die Mitnehmbarkeit spricht für die elektronische Form. Doch ist es eben keine Bibliothek in der man sitzen, denken und sich inspirieren lassen kann. Die beste Lösung wäre, wenn man ein Buch kauf bekommt man die eBook-Version dazu – fürs Lesen unterwegs.
Jaaa, das wäre ideal! Von mir aus auch mit kleinem Aufpreis. Aber bitte nicht (fast) so teuer, wie das richtige Buch. Ecos Bücherliebe fand ich übrigens grandios!
Um „Die Zeit“ regelmässig zu lesen, würde ich den iPad auch vorziehen. Die Formate nichtschweizerischer Zeitungen finde ich von der Grösse her einfach unmöglich. Genannte Zeitung breite ich jeweils auf dem Wohnzimmerboden aus, aber es macht überhaupt keinen Spass so zu lesen.
Ein e-book könnte ich mir höchstens auf Reisen vorstellen, ansonsten ziehe ich einfach die Papierversion vor. Schöne Bücher nehme ich gerne in die Hand und blättere darin. Dieses Gefühl fehlt mir bei der elektronischen Version, die für mich irgendwie eine tote Materie ist.
LG buechermaniac