Es ist schon ein Segen, dass Bücher in ihrer Breite nicht immer die gesamte Regaltiefe ausfüllen. Hinter den Bücher kann man Dinge, Bücher meist, aber auch Notizbücher, Zeichnungen, Zeitungsausschnitte ablegen – und nach vielen Jahren wiederfinden. Besonders reich bevölkert ist das „Hinter-Buch-Universum“ bei Eckregalen. Die entstehenden Tiefen lassen erstaunliche Funde zu. Ein Kästchen mit besonderen Briefmarken, ein weiteres mit Pins, die sich im Leben so angesammelt haben. Darunter einige von den legendären Veranstaltungen im größten Park der Stadt zum ersten Mai in den 70er Jahren. Und, ja tatsächlich ein Bündel Briefe – analoge. Blau, nicht rosa, aber mit Schleifchen. Kürzlich beim Aufräumen meiner Bibliothek sind sie mir in die Hände gefallen. Anlässlich des wunderbaren Textes von Birgit Böllinger in ihrem Blog zum Thema Briefeschreiben, habe ich sie mal hervorgeholt. Zu finden waren sie – Zufall oder Absicht? hinter den Lyrikbändchen.
Briefe stammen aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Hach wie war die Zeit wild, romantisch auch. Auf den Inhalt kann ich hier nicht näher eingehen, doch die Zeilen von Sophie Albrecht beschreiben ihn ganz gut:
Mit der Liebe schnellem Flügel,
Über Berge, über Hügel,
Eile,
theures Briefchen, hin,
Wo ich oft im Geiste bin.
Heiß und innig ihn zu fragen,
Ob der Inhalt meiner Klagen,
Ob die Thräne, die ihm fließt,
Heilig seinem Herzen ist.
Wie sind die jungen Menschen heute zu bedauern, die dergleichen mit SMS oder vergleichbaren Kurznachrichtendiensten mitteilen. So poetisch diese Texte manchmal sein mögen, sie sind halt keine Briefe.
Aber vielleicht gibt es auch dafür ein Archiv, eine andere Art „Hinter-Buch-Universum“ aus dem die alten Kurznachrichten irgendwann wieder auftauchen. Ganz sicher aber nicht hinter Lyrikbänden.
Und was findet Ihr so in Euren HBUs?