Stephan Magnus fragte im twitter (www.twitter.com/stephmag) ob es De- oder Entlinearisierung heißt. Zur Beantwortung dieser Frage ist zunächst festzuhalten, dass es bei diesen beiden Nomen (Substantiven) um Nominalisierungen der entsprechenden Verben handelt.
Das zugrunde liegende Verb ist linearisieren. Die beiden „Silben“ de- und ent- sind Worbildungsmorpheme mit eigener Bedeutung bzw. modifizierender Wirkung auf die Bedeutung des Verb-Morphems. Zur Entscheidung der Frage müssen wird uns der Bedeutung der beiden Wortbildungsmorpheme zuwenden.
Einschlägige Quellen (s.u.) stellen fest, dass die beiden Wortbildungsmorpheme bei Verben folgende Bedeutung haben
-de
drückt aus, dass etw. aufgehoben, rückgängig gemacht wird; es beschreibt eher einen Gegensatz oder das andere Ende einer Skala.
-ent
drückt aus, dass etwas in den Anfangszustand zurückversetzt bzw. rückgängig gemacht wird. Ent- macht aus einem Verb ein sog. deprivates Verb. Ein Verb also, dessen Bedeutung mit durch „beseitigen von etwas“ beschrieben werden kann.
Interessant ist, dass durch die Nominalisierung eine weitere Bedeutungsunterscheidung hinzu kommt:
De-
in Verbindung mit Nomen (auch nominalisierte Verben) bezeichnet ggf. zusätzlich das Ergebnis des Rückgängigmachens eines Vorgangs
Wenn also das Ergebnis einer Operation/Tätigkeit die das Linearieren wieder Rückgängig macht beschrieben werden soll, müssten es Delinearisierung heißen. Es scheint überhaupt so zu sein, dass Delinearisierung verwendet werden sollte, wenn etwas wieder in seinen ursprünglichen nicht-linearen Zustand zurückgeführt werden soll.
Entlinearisierung sollte verwendet werden, wenn der ursprünglich lineare Zustand in in einen nicht-linearen Zustand überführt werden soll.
Eine andere Möglichkeit der Aufklärung wäre, deskriptiv vorzugehen, d.h. in einem ausreichend großen Textkorpus zu untersuchen, wie die Verwendung der beiden beiden Wörter ist. Leider hat meine Anfrage bei den Textkorpora des IDS (Institut für deutsche Sprache) ergeben, dass die beiden Wörter nicht vorkommen. So kann also nicht untersucht werden, in welcher Bedeutung und in welcher Verteilung die beiden Wörter vorkommen. Wir müssen uns also auf die Beschreibungen in der linguistischen Literatur (präskriptiv) verlassen. Tröstlich ist, dass sich die konsultierte Literatur wenigsten nicht widerspricht.
Quellen
DUDEN Deutsches Universalwörterbuch.
Engel, Ulrich: Deutsche Grammatik.
Genzmer, Herbert: Deutsche Grammatik.
Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft.
IdS: Projekt OWID. www.OWID.de