
Notizbücher und Kladden der letzten 5 Jahre
[dropcap]I[/dropcap]m Vorwort zu meiner Ausgabe von Flauberts Wörterbuch der Gemeinplätze (Matthes und Seitz 1985) berichtet J.R. Wilcock, dass man nach dem unerwarteten Tod von Flaubert am 8. März 1880 in seinem Arbeitszimmer und seiner Bibliothek überall verstreut Ausschnitte, Aufzeichnungen und Unvollendetes fand. Ich frage mich seitdem wie es in unseren Zeiten mit Nachlässen bestellt ist.
Wird man unsere twitter-Kommentare des Alltags, unsere genialen Einfälle auf facebook, unsere unvollendeten Manuskripte auf den Festplatten, unsere blog-Artikel und -Kommentare finden? Wird man sie auch 100 Jahre später noch lesen können und zu einem Buch oder einer elektronischen Publikation verarbeiten können.
Nun ich denke, dass die Sachen tatsächlich noch irgendwo sind, alle sagen ja immer: „Das Internet vergisst nichts!“ Aber wie ist es mit den elektronischen Sachen auf meinen, Festplatten, USB-Stick, DVDs, CDs ,Disketten (3,5“, 5“, 8“) – ja auf all diesen Medien habe ich Manuskripte und Ideen, Ganz- und Halbfertiges gespeichert.
Nicht immer habe ich es auf die neueren Medien umgespeichert. Meine Magisterarbeit beispielsweise scanne ich gerade von der Papierversion in ein PDF.
Zumindest was die Annotationen und Geistesblitze betrifft, habe ich das Notizbuchschreiben nie aufgeben (s. Foto) und auch umfangreichere Manuskripte habe ich, (Ja ich bin ein Ausdrucker!),

Notiz- und Skizzenbuch
dann doch lieber dem Papier, als den digitalen Medien anvertraut. Damit haben wir ja schon einige hundert und mit Pergament und Papyrus schon einige tausend Jahre Erfahrung. Da haben dann meine Nachlassverwalter allerdings das Problem meiner Handschrift, aber das hat man schon in schwierigeren Fällen gelöst.
Ich gebe darüber hinaus zu: Zwar nutze ich MacJournal und Evernote reichlich für die Produktion von Texten und das Sammeln von Schnipseln aus dem Netz. Für meine Ideen brauche ich aber das Haptische, das schöne zum Anfassen und das Hin-und-Wieder-Aufschlagen um mich zu inspirieren oder mich an meiner eigenen Notiz oder Zeichnung zu erfreuen. Und dann geht nichts über ein schönes Notizbuch.
Mir geht es da ganz ähnlich. Ich habe sogar verschiedene Notizbücher, eins für Spontanes unterwegs (ganz klein, immer dabei), eins für unterwegs, wenn ich weiß, dass ich zum Schreiben kommen werde (etwas größer, gelegentlich dabei), Tagebuch (nur auf Reisen dabei, sonst zuhause) etc. Das liegt zum einen daran, dass es einfach so viele schöne Notizbücher gibt (und immer wieder bekomme ich neue geschenkt) und zum anderen, dass es eben für meine unterschiedlichen Bedürfnisse auch unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten gibt (nur mal schnell, etwas ausführlicher, ganz ausführlich). Immerhin habe ich es geschafft, das Meiste auf dem PC auch auf Sticks gespeichert zu haben. Und die Magisterarbeit geistert zum Glück auch schon digital auf der Festplatte herum. Aber ähnlich wie beim „echten“ Buch, wo es mir auch aufs gesamte „Bucherlebnis“ ankommt (weswegen Elektronisches nur mäßig beliebt bei mir ist), mag ich auch beim Schreiben nach wie vor das „klassische Schreiberlebnis“, also auf Papier, womöglich mit einem schönen Stift oder Füller. Übrigens: Das Buch von Veruschka Götz habe ich gelesen – wirklich ein sehr schönes, informatives kleines Buch.
Liebe Grüße
Petra
Liebe Petra,
hab‘ Dank für Deinen Kommentar. Das trifft sich mit meinen Nutzungsgewohnheiten: ein kleines Notizbuch für’s schnelle Annotieren unterwegs und ein größeres für das Ausarbeiten von Ideen. Das ganz große Notizbuch, für veröffentlichungsreife Texte ist dann MacJournal auf meinem Notebook (von dort geht es auch direkt in den blog), aber ich drucke es regelmäßig aus. 😉
LGG
Übrigens, falls du es noch nicht kennst, notizbuchblog.de – eine unglaubliche Vielfalt an Notizbüchern wird da vorgestellt, auch Kunst mit Notizbüchern und vieles mehr. Das könnte dir gefallen : )
Liebe Grüße
Petra